.:Anathial x Lysann:.

(Uhhh, it's amazing *_*
Jaaa, das werden sie wirklich. Jetzt geht's wieder los.)

Zuerst kündigte Rahels krächzen, dann die Flügelschläge von Sintias die Ankunft der beiden an. Lysann drehte sich zu ihnen und ließ sich von dem Stein fallen. "Das-", sagte sie und stellte sich neben sie. "Ist die Lösung unseres Problems, wie wir unbeschadet über die Schlucht kommen können." Denn der Tunnel führte direkt mehrere hunderte Meter unter die Erde und mündete dort in einem gigantischen Tunnelsystem. "Kannst du dich noch an das erinnern, was du vor dem Überqueren gesagt hast?" fragte sie an Anathial gewandt. Dieser hatte gemein, er könnte ja vielleicht einen Tunnel unter der Schlucht graben, doch das würde viel zu lange dauern. Womit er auch recht gehabt hatte. Dennoch hatte man es versucht. Der Bau war vor tausenden von Jahren von den hier lebenden Zwergen begonnen worden und nun durchzogen sie einen großen Teil Schlucht. Obwohl so viel gearbeitet worden war, hatten sie ihr Werk nie vollenden können. Natürlich waren nicht mehr alle dieser Tunnel begehbar, damals, als die Zwerge geflüchtet waren, hatten sie vorsichtshalber viele einstürzen lassen, doch genügend, um unbeschadet und vor allem unbemerkt rüber zukommen. So hatten sie nicht mehr das Problem mit der Beförderung Anathials und ihrer und sie mussten keine Angst vor Soldaten habe. Immer noch leicht lächelnd starrte sie in den Abgrund. Ihr war zwar klar, dass sie die Entscheidung über ihre Reise nicht allein treffen konnte, doch eigentlich hatten sie keine andere Wahl. Und selbst wenn die anderen beiden dagegen waren, sie hatte sich schon entschieden und konnte es kaum erwarten, dort hinunter zu springen und wieder unter der Erde zu sein. Unter riesigen Mengen von Stein begraben, ohne wirklichen Sonnenschein und umhüllt von schwärzester Dunkelheit. Allein zwischen den Mauern, nur ab und zu kreuzte ein kleines Tier den Weg, während man, wenn man ganz still war, unter sich das Rumoren des Steins und, wenn man ganz tief war, der brodelnden Lava, die unter ihren Füßen dahin floss.... Jeder andere Dämon würde vor so einem Ort flüchten, vor der dunklen, einsamen Hölle, doch Lysann war schon immer anders gewesen. Alle noch so kleinen Zelle in ihrem Körper sehnte sich danach, wieder dort zu sein, wieder Zuhause zu sein. "Wir müssen nur noch da rein springen." Aus dem Augenwinkel beobachtete sie die beiden. //Mal sehen, wie sie sich anstellen, bei der Vorstellung, vom Stein verschlungen zu werden.// Sintias war zwar oft bei ihr, doch nie allzu tief in ihrem Reich und in ihren Tunneln. Das wäre für ihn also eine ganz neue Erfahrung und sie bezweifelte auch, dass Anathial überhaupt mal wirklich in den Bergen war, zumindest hatte sie nie davon gehört und dämonischer Besuch war bei ihr leider etwas selten.

Die Lösung ihrer Probleme also? Die beiden Dämonen sahen den Stein fallen und sie lauschten. Doch der Stein fiel und fiel und fiel, bis irgendwann ein leichtes Aufschlagen, gefolgt von längerem Rutschen folgte. Anathial schluckte, wie soll er den Sturz überleben? Selbst für ihn war das nichts, was man so eben auf die leichte Schulter nehmen konnte. Wie sollte er sich abfedern, dort unten herrschte tiefste Finsternis und einfach so Hals über Kopf in ein dunkles Loch springen? Nein, der Dämon war nicht lebensmüde und würde sich lieber dort über die Schlucht schlagen und es mit den Soldaten und Trollen aufnehmen, als einfach so dort hinunterzuspringen. Wer war denn wirklich so krank gewesen, dort einen Tunnel zu graben? Anathial meinte das damals als einen Scherz, dennoch hat es jemand getan, unfassbar. Doch anscheinend blieb ihnen nichts anderes übrig. Dort hinunter also? Kurz wanderte sein Blick zu Sintias, dem ähnliche Gedanken durch den Kopf zu schießen schienen. //Sie will wirklich...? Aber... es würde uns helfen, dem großen Problem dort drüben zu entgehen. Allerdings sind wir auf Lysann, wenn wir unten sind angewiesen.// Das war jedoch nicht schlimm, denn Sintias wusste, dass seine kleine Schwester sich unter der Erde perfekt auskannte. Trotz alledem, als erstes dort hinunter? Nein, da ließ er dem Blauschopf gerne den Vortritt. "Na, wenn das so ist.", lächelte Sintias und gab Anathial einen Klaps auf die Schultern. "Ladies first." Ein Grinsen schlich sich mit in das Gesicht und Anathial erwiderte den Blick etwas fassungslos, dann allerdings abwehrend. "Du hast die meiste Erfahrung, ich bin verletzt und kann nicht fliegen, also darfst du den ersten Sprung gerne wagen." Alles gute Argumente, doch darauf pfiff der Assassine. "Schön und gut, allerdings ist mir das vollkommen egal." Der andere Dämon erwiderte den Älteren etwas verärgert, sah dann allerdings hinunter. Ja, vielleicht konnte man es Angst nennen, doch Anathial beschränkte es auf Zweifel, das wäre wohl das richtige Wort dafür. Sintias sah ihn erwartungsvoll und neckend an, Lysann sah ebenfalls interessiert zu und Anathials Füße - blieben auf dem Boden. Er ließ seine Sinne voraus schnellen, tastete es förmlich ab, ob es auch in Ordnung war, hinabzuspringen. Und zu seinem Bedauern, konnte der Dämon auch nichts feststellen, was sein Leben einer Gefahr aussetzten konnte - bis auf die gähnende Tiefe vor ihm. Sintias stand da, beobachtete Azrael einfach und wartete ab, was dieser nun machen würde.

(Süß die beiden ;D)

Abwechselnd sah Lysann zwischen den beiden hin und her. Das konnte doch nicht jetzt deren Ernst sein! Gut, bei Anathial konnte sie es verstehen, er war wirklich verletzt, aber Sintias? Er war um etliches älter, reifer, erfahrener und vor allem stärker als die beiden und noch im Vollbesitz seiner Kondition. Doch irgendwie war es auch zu erwarten gewesen, dass sie den ersten Schritt machen müsste. "Jetzt sagt mir nicht, ihr habt Angst." Denn genau so sah es aus, egal wie sie es auch nennen wollten. Dann hatte sie wohl keine Wahl. Sie henkte ihr Schwert um, damit es sie gleich nicht störte und stellte sich ganz dicht an die Kante, dass ihre Fußspitzen schon weit darüber hinaus standen. "Also dann, viel Vergnügen," waren ihre letzten Worte, bevor sie sich abstieß und in die Tiefe fiel. Noch einmal sah sie nach oben in die fassungslosen Gesichter der beiden, doch sie fiel schnell, sodass diese immer kleiner wurde, bis auch sie sie nicht mehr sah. Da sie jetzt eh nichts zu tun hatte als waren, schloss sie die Augen und genoss den freien Fall. Es gab doch nichts Herrlicheres. Es dauerte eine ganze Weile und inzwischen konnte man das kleine Lichtloch, was den Tunneleingang darstellen sollte, nur noch erahnen und das auch nur, wenn man von seiner Existenz wusste. Ein mehr als Interessantes Gefühl. Einzig und allein ihre ihr antrainierten Sinne bewahrten sie davor, in der Schwärze ihre Orientierung zu bewahren und nicht zu vergessen, wo oben und unten war. Auch ihre Dämonen Augen hatten aufgegeben und sie sah nicht mal mehr die Hand vor Augen. Sie hörte nur den Wind, der zwischen ihrer Kleidung und ihren Haaren herumzerrte und diese rascheln ließ, mehr nicht. Nach fast einer Viertelstunde spürte sie plötzlich, wie eine Wand immer näher kam und erkannte, dass es langsam zu einer Art Rutsche wurde. Schnell drehte sie sich um, damit sie diese im Rücken hatte, immerhin wollte sie keine Bruchlandung hinlegen. Die Wand kam immer näher und näher bis sie fast darauf lag und der freie Fall damit beenden wurde. Nun begann der, ja, man konnte es spaßiger Part nennen. Denn diese Röhre verlief keinesfalls gerade, sonder zog enge und steile Kurven durchs Gestein. Mal ging es etwas bergauf, dann wieder steil bergab. Dann wurde es wieder sehr eng, im nächsten Moment konnte sie mit ausgetreckten Fingern die Wände nicht mehr spüren. Aber eins spürte sie, nämlich die irre Geschwindigkeit, die sie drauf hatte. //Ein Jammer, dass wir so etwas großes nicht Zuhause haben...// dachte sie beklommen. Doch vielleicht würde sie dies irgendwann noch einbauen können. Doch so langsam wurde es wieder etwas enger, die Steigerung etwas ebener, die Kurven dafür deutlich heftiger. Die Dunkelheit verhinderte zum Glück, dass ihr Schwindelig wurde und da es eh schon eine Weile her war, dass sie etwas gegessen hatte, blieb auch die Übelkeit weg. Nur leider bedeutete dies, dass sich ihre Fahrt zum Ende neigte und sie langsam aber sicher an Geschwindigkeit verlor. Und plötzlich- Zack! Saß sie auf festem und ebenem Boden. Kurz schlitterte sie noch etwas weiter, bremste dann aber und fand sich in stiller Schwärze wieder. Doch das konnte geändert werden. Vorsichtig kniete sie sich hin, machte sich schnell aus der Gefahrenzone des Landes heraus, falls die beiden da oben auch endlich mit Diskutieren fertig waren und suchte den Boden ab. //Irgendwo müssen sie doch sein.// Was die Dämonen und innerlich halbe Zwergin suchte, waren Faustgroße, glatte, blaugraue Steine. Diese bestanden aus einem mehr als bemerkenswerten Material, was bei Kontakt mit einem anderen Stein anfing hell zu leuchten. Und zufälliger Weise trug Lysann genau so einen Stein immer mit sich. Nach einer, so kam es ihr vor, nie enden wollenden Ewigkeit, umfasste sie endlich mit ihren feinen Fingern etwas Kaltes und glattes und schlug ihn hoffnungsvoll an ihr Gegenstück, dass sie als Schmuckstein auf einem Ring trug. (Den hatte sie bis dahin... Ähm, kp, in ihrer Tasche oder so.) Eine Weile geschah nichts und sie wollte ihn schon enttäuscht zurückschmeißen, bis es plötzlich leicht im Inneren des Steins flackerte und nach einigen Sekunden zu einem hellen, silbernen Leuchten wurde. Strahlend richtete Lysann sich auf und besah sich die Höhle, in der sie gelandet waren. Von der Decke hingen riesige Stalagtiten und die Wände waren feinsäuberlich glatt geschlagen worden. Genauso wie die Tunnelöffnung, aus der sie eben geschossen war. Auch sie war ein perfekter Kreis, um dessen Rand man einige Runen eingeschlagen hatte. Möbel und sonstige Werkzeuge standen hier keine, nur zwei Steintische, die man nicht hatte entfernen können. Doch wenn sie sich so umsah, über die kalten, aber nicht tote Wände strich, fühlte sie sich in einen früheren Lebensabschnitt von sich versetzt. Noch genau konnte sie sich daran erinnern, als Tungdil und Boindil sie das erste Mal hier mitgenommen und ihr alles gezeigt hatten. Wie aufgeregt sie gewesen war und wie sehr sie die beiden genervt hatte, immer und immer wieder hier hinunter zu rutschen. Dann hatten sie immer Wettrennen veranstalten, wer schnell hoch und vor allem, wieder unten war. Schnell hatte sie sich da zur Meisterin entwickelt und keiner hatte ihre Rekorde brechen können. Grinsend stellte sie sich auf die gegenüberliegende Wand und leuchtete darauf. Noch immer konnte man die eingeritzte Tabelle sehen, wo klar und deutlich in Zwergenrunen ihr Name als Nummer 1 stand. Anscheinend hatte es nach ihrem Abzug immer noch niemand geschafft, ihren Rekord zu brechen. Kaum vorzustellen, was sie gesagt hätten, wenn sie jetzt ihre Zeit von einer halben Stunde gesehen hätten. Wie peinlich! Unwillkürlich musste sie durch die Erinnerungen auflachen. "Das waren Zeiten."

(So, ist jetzt auch mal fertig ;D Habs vermisst, so lange zu schreiben ^^
Ähm, um hier kurz etwas zu klären. Ja, ich weiß sie trägt ein Kleid und ja, ich weiß. dass wenn man fällt oder rutscht, dieser automatisch hochgeht und man(n) alles sehen kann. Aber es war dunkel und das ist eine besondere Art von Rock, der rutscht NIE hoch... MAGIE !!)

(Nach langer, langer Zeit gelingt es mir auch mal wieder, etwas zu schreiben~
Naja, ziemlich viel schulische Sachen, vor allem, da Klausuren zu schreiben waren und dann noch die Weihnachtszeit und einfach nur unkreative Einfälle machen es ziemlich schwer, einen anständigen Post zusammenzubasteln, aber jetzt: TADAA~)

Niemand der beiden konnte groß auf Lysanns sarkastische Frage antworten, denn keiner wollte zugeben, dass es ihnen doch etwas Bange war, dort hinunter zu springen. Sintias Augen weiteten sich bereits, als seine Schwester sich dicht an den Rand des Abgrundes stellten und er machte schon den Mund auf, um etwas dagegen zu sagen, doch sie stieß sich schon ab. "LYSANN!", riefen beide Dämonen, wie aus einem Mund und sahen erschrocken hinterher, doch nur kurz war das Flattern von Kleidung zu vernehmen, als die Dunkelheit jedes weitere Geräusch verschluckte und niemand die Dämonin noch in irgendeiner Weise ausmachen konnte. Nichts war zu hören und selbst Anathial konnte ihre Aura nicht mehr spüren. Der dunkelhaarige Dämon schluckte einmal, als er merkte, was auf ihn zukommen würde. Doch das war egal, Lysann war dort unten und sie mussten irgendwie zurückkommen. Egal, was dort unten auf ihn wartete, Lysann war da und er hatte immer noch grauenhafte Gewissensbisse, da er sie hatte angreifen wollen. Kurz biss Anathial sich bei diesem Gedanken auf die Unterlippe, ehe er einfach in das ungewisse Dunkel sprang.
Das Gefühl des Falles und der Gewichtslosigkeit nahm ihn vollkommen. Die Haare wurden durch den Sturz ebenso wie seine Kleidung nach oben gerissen. Das Adrenalin, welches schon davor in sein Blut geschossen hat, machte sich nun bemerkbar, da sein Herz verdammt schnell schlug und ein merkwürdiges Hochgefühl durch ihn strömte. Er sah nichts, konnte nur gelegentlich erahnen, wie nah der Stein ihm war, doch irgendwann wurde der Fall gestoppt und zwar durch den langsam immer weiter aufrichtenden Tunnel, welcher sich in eine Art Rutsche wandelte. Es war keinesfalls schmerzhaft, als er dort aufkam, doch noch immer nahm seine Geschwindigkeit zu, als sich der Tunnel immer noch bog und wand. Damit er sich nicht verletzte, behielt der Dämon die Ellenbogen dicht an den Körper gepresst. Nach endlosem Rutschen, spürte er, dass langsam etwas entgegenkam, allerdings keine Wand, sondern eher nichts. Also machte der Dämon sich bereit, sich abzurollen, falls es einen harten Aufprall geben sollte.

Doch schon bald kam ihm etwas Helles entgegen und das Licht ließ ihn wenigstens ein paar Details in der vorher so alles verschlingenden Dunkelheit ausmachen. Als die Rutschpartie langsam endete, gelang es Anathial, elegant auf beiden Beinen zu landen. Lysann hielt einen Stein in der Hand, welcher eine milchig weiße Helligkeit absonderte, sodass man seine Umgebung wahrnehmen konnte. Ansonsten war durch die Unebenheit der unterirdischen Höhle viel ins Dunkel getaucht und jedes Mal, wenn die Dämonin sich bewegte, wanderten die Schatten fast so, als wollten sie sich verstecken und die Tropfsteinsäulen noch gefährlicher aussehen lassen. Der Dämon wendete sich an Lysann und kontrollierte, ob sie soweit unverletzt war, denn hier unten fand sich kein Gefährliches Wesen an. Dennoch wollte Anathial sicher gehen, immerhin war der Weg nach unten nicht wirklich bequem gewesen und sie hätte sich noch sonst wo verletzen können. Er ging ein paar Schritte auf sie zu. "Lysann, alles in Ordnung?" Es sah nicht danach aus, ob sie sich etwas getan hätte, vielmehr zeichnete sich in ihrem Gesicht eine unbeschreibliche Freude ab, die er überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Doch noch ehe sie zu einer Antwort ansetzen konnte, hörte man das Rutschen und leichte Flattern von Kleidung, dann das dumpfe Aufkommen auf dem Boden, als Sintias ebenfalls in die Höhle angelangte.

"Lysann!" Mit langen Schritten ging er an Azrael vorbei und legte seine Hände auf die schmalen Schultern seiner Schwester. Er drehte sie leicht in die eine und dann wieder in die andere Richtung und besah sie von oben bis unten. Als er sich sicher war, dass wirklich noch alles in Ordnung war, ließ er sie los und seufzte erleichtert. Jedoch sah er sie sofort wieder ernst an. "Und was willst du jetzt hier unten? Kannst du vielleicht erst mit mir besprechen, bevor du handelst?" (Ana wird eiskalt ignoriert. ^_^) "Du bist verletzt, vergiss das nicht! Hier unten hätte so Einiges lauern können." Leicht angesäuert seufzte er noch einmal, senkte den Kopf, sodass einige blonde Strähnen in Sintias' besorgtes Gesicht fielen. //Was muss sie mir ständig Sorgen bereiten...// "Also," Er sah wieder auf und blickte Lysann ins Gesicht. Noch immer machte es ihn rasend, den Verband dort zu sehen. Aber nicht nur auf Azrael, Chronos und Thandoril, nein, auch auf sich selbst... "Und nun?"

Anathial konnte einfach nur daneben stehen. Sintias ließ die Beiden wohl kaum noch aus den Augen, warf sich fast schon aufopfernd dazwischen und verhinderte so, dass Lysann überhaupt noch mit ihm reden konnte. Für einen besitzergreifenden Dämonen war allein das schon ein großes Ärgernis und Anathial war nun einmal sehr für sich beanspruchend, wenn es um etwas ging, was er unbedingt haben wollte. Es war schon fast ein Zwang, denn bisher hatte er entweder alles bekommen und nannte es sein Eigen, oder es blieb ihm verwehrt und dann war er am Grunde der Verzweiflung angekommen. Und der Dämon wollte, nein, musste Lysann haben, wollte sie besitzen! Er wollte alles von ihr, vom Kopf bis zu den Zehenspitzen, wollte ihre Haut unter seinen Lippen spüren, ihr Haar zwischen seinen Fingern und ihre Nähe um sich herum. Dieser Gedanke hatte sich bereits so verinnerlicht, dass Anathial sogar davon ausging, dass er sie brauchte. Zähne knirschend wandte er den Blick zu einigen Stalagtiten und ballte unmerklich die Hände zu Fäusten. Er konnte es absolut nicht ab, wenn sich etwas oder jemand zwischen ihm und seine Beute stellte. Er wollte bei ihr sein, er wollte sehen, ob es ihr gut ging, nur er allein, niemand sonst, selbst wenn es auch nur der Bruder war.

Völlig in ihren Gedanken und Erinnerungen versunken bemerkte Lysann im ersten Moment nicht, wie die beiden Dämonen hinter ihr landeten. Erst als sie ihre Stimme hörte, wie sie ihren Namen sagten und Sintias sie herumdrehte, blinzelte sie und tauchte wieder zu ihnen auf. "Mhm..." begann sie langsam. "Naja, ich hätte schon gekonnt. Aber das hätte uns viel Zeit gekostet und es wäre nicht sicher gewesen, ob du auch zustimmst." Im Übrigen hätte er ja auch nicht folgen müssen. Sie hätte kein Problem damit gehabt, alleine hier unten zu sein, so hätte sie genug Ruhe zum Nachdenken gehabt. Und das hatte sie nach all dem auch bitter nötig. Sie sah auf, sah den Schmerz in seinem Blick und schaltete sofort den Hebel in ihrem Kopf um, ab jetzt bloß nicht zu wirken, als wäre etwas mit ihr. Dass ihre innerliche Aufgewühltheit, der Schmerz über den Verrat, die Verwirrung über seine Erklärung und die Gefühle, die er in ihr hervorrief, nichts wäre. Zwar war das gerade viel auf einmal, doch sie war es gewohnt, in Gegenwart ihrer Geschwister eine Maske zu tragen und konnte dies Perfekt. Und was das "Gefährliche" anging. "Noch bin ich nicht wehrlos und hier haben sich schon sein Jahrhunderten keine Tiere mehr hinein gewagt." Wenn man die Breite und Höhe der Zugangstunnel hier mit einberechnete, dann hatten sie eh nichts zu befürchten. //Zumindest in diesen Teilen...// Doch sie wusste ja noch, welche Orte unpassierbar waren und wo was lauerte. Die Dämonin würde sie sicher hier hindurch führen, sie hatte einen großen Teil ihres Lebens ja mit nichts anderem verbracht, als täglich durch die Kilometerlangen und höllisch verzweigen Tunnel zu laufen, um doch irgendwo wieder einen neuen Ort zu entdecken. "Nun werden wir die Tunnel hier nutzen, um unbemerkt nach Hause zu kommen." Sie war sich nicht sicher, glaubte aber, dass es auch einen Ausgang in der Nähe von Desanía gab. Doch selbst wenn nicht, so oder so würden sie auf der Richtigen Seite rauskommen und das war das Einzige, was zählte. Wieder ließ sie ihren Blick schweifen. Der Geruch, der Anblick, wie sich das Licht zwischen den Rissen verfing und tanzende Schatten warf. Einfach herrlich!

Der Assassine trat ein paar Schritte zurück und schüttelte den Kopf. "Genau das meine ich...", versuchte er anzusetzen, verwarf den Gedanken dann aber wieder, weiterzureden, immerhin würden sie nicht damit weiterkommen, sondern eher immer wieder auf derselben Sache herumreiten. Allerdings sah er dann auf. "Du warst hier also schon einmal? Ist das die Stadt, in welche dich die Zwerge gebracht haben?" Sah danach aus, sonst würde sie sich vermutlich nicht ganz so heimlich und sicher fühlen. Nunja, über Lysann konnte man sagen, was man wollte, aber sie fühlte sich ja allgemein unter der Erde, tief in den Tunnel sicherer, als sonst irgendwo. Und was die Wehrlosigkeit anging: Natürlich hatte sie recht, aber gleichzeitig hatte Sintias das Gefühl, seine Schwester würde diese Wunde auf die leichte Schulter nehmen. Allerdings, wenn auch leicht widerstrebend, musste er aber zugeben, dass man Lysanns Durchhaltevermögen bewundern musste, sie war nicht mehr so, wie er sie kannte, bevor sie losgeflogen war, um sich um ihre Mission zu kümmern. Irgendwie hatte Sintias die Ahnung, nein, die Befürchtung, dass Azrael etwas damit zu tun haben könnte, welcher mit den Rücken etwas abseits von ihnen stand.

Langsam drehte Anathial sich um, mit dem Ausdruck der Gleichgültigkeit auf dem Gesicht, den er schon immer beherrschte. Jetzt wollte er sich nichts anmerken lassen, denn wenn Lysann Recht hatte und sie bald wieder in Hyrule waren, würde alles ziemlich anders werden. Was würde passieren, wenn heraus käme, was zwischen beiden gelaufen ist? Hoffentlich, vielleicht ja noch läuft? Nach der dämlichen Aktion, die er unbewusst gestartet und fast sogar durchgezogen hatte, war er sich nicht mehr sicher, wie es zwischen Lysann und ihm aussah. Doch er konnte sie verstehen, wenn sie jetzt nicht in seiner Nähe sein wollte. Er musste der Dämonin vorkommen wie all die anderen, die ihr Vertrauen ergattert haben, nur um dann etwas von ihr zu bekommen Doch gerade so, genauso wie einer von denen würde Anathial niemals werden, das wusste er und dafür würde er sich schämen, falls es doch der Fall sein sollte. Er war besitzergreifend, ja, ziemlich egoistisch, schon fast zwanghaft, doch seine Selbstbeherrschung war auch nicht ohne und wenn er etwas als erstes wollte, dann war es Lysanns Vertrauen. Doch wie er damals schon zu ihr gesagt hatte, sich selbst würde der Blauhaarige niemals trauen, er wusste warum, immerhin hatte er genug Gründe dafür. Es gab Zeiten, da war er nicht besser, doch durch das Misstrauen, dass er über all die Jahre angestaut hatte, wusste Anathial nicht mehr, was richtig und falsch war, hinterging jegliche Leute, nur am das zu kommen, was er haben wollte. In dieser Zeit, setzte sich sein eigener Willen, etwas zu besitzen, um es für sich alleine zu haben so sehr über ihn hinaus, dass er sogar Leute dafür umbrachte, doch warum nicht? Ihm wurde nie etwas anderes beigebracht. Er war doch dafür da, um Leute zu töten, nur um selbst am Leben zu bleiben. Chronos hatte es ihm so oft eingetrichtert, dass er nach einer Weile selber daran glaubte. Doch er kam heraus, lernte, dass es nicht immer so lief, doch auch das brauchte eine Weile, denn das Weltbild des Dämonen war so abstrakt, dass er es erst einmal und nur mit der Hilfe anderer wieder hinbekam, es gerade zu rücken.

Sintias drehte sich wieder zu Lysann. "Wenn du weißt wo es lang geht..." Ihm blieb nichts anderes übrig, denn sicherlich war Azrael genauso orientierungslos hier unten, wie er selbst. Er kannte niemanden, der sich besser in den Tunneln auskannte und wenn sie hier aufgewachsen war, musste sie das ja unweigerlich. Er wies ihr mit einem Arm, dass sie vorgehen und den Weg weisen sollte, damit sie ihr folgen konnten.

Anathial hielt sich sehr weit abseits und versuchte sich wohl nichts anmerken zu lassen, was er bei seiner Aura wohl auch schaffte, immerhin sagte Sintias nichts, was seine Körpersprache jedoch anging, sah es anders aus. Er wirkte mehr als angespannt, ja schon etwas wütend, wobei die Dämonin beim besten Willen nicht verstehen konnte warum. Etwa, weil sie sie hierher gebracht hatte? Aber er war ja als erstes runter gesprungen. Noch ein weiter Punkt, der sie weiter dazu brachte, ihm wieder zu vertrauen. Doch sie sollte nicht zu vorschnell sein, sie wusste, zu welchen Dingen manche bereit waren, um sie zu hintergehen. Und das wirklich jeder dazu in der Lage war, egal wie oft er auch beteuerte anders zu sein. Ihr Blick huschte kurz zu Sintias. Er war einer von denen, bei dem sie nicht so dachte. An den sie sich anlehnen konnte, ohne Angst davor zu haben, dass er sie packen und ihr wehtun würde. Solange er da war, würde nichts passieren, das wusste sie. Er würde auf sie aufpassen. Ihre Hand wanderte auf Augenhöhe und sie drehte den Stein in ihren Fingern. Sein helles, silbernes Licht strahlte ihr entgegen, ließ ihre Augen aufleuchten. Sie drehte ihn langsam hin und her, überprüfte ihn. Doch er war hell genug, sodass sie mehrere Meter ins Dunkle sehen konnte und selbst ohne würde sie den Weg zur Stadt finden. Früher hatte sie ja auch ohne Stein und Licht hier herum rennen können "Ja, das ist sie." antwortete sie. Damals hatten sie sie auch hier in der Nähe gefunden, nachdem sie sich tagelang durch die unbekannte Umgebung gekämpft hatte. Und nun würden sie wieder denselben Weg nehmen. Irgendwie hatte dies etwas Zwiespaltiges. Auf der einen Seite freute sie sich mal wieder hier zu sein und die alten Steine zu berühren, doch auf der anderen... Dass sie, nachdem sie wieder einmal mit ihren Albträumen konfrontiert wurde und dann hier gelandet war... //So schnell kann's kommen...// Lysann hob den Stein hoch und ging auf die Tunnelöffnung zu. Das silbrige Licht schien zwar hauptsächlich auf Augenhöhe, doch der Boden war perfekt glatt gehauen, es bestand also keine Stolpergefahr. Auch befanden sich keine Stalaktiten und andere Dinge auf ihrem Weg, sodass selbst ein Deronor keine Angst haben müsste, sich hier den Kopf zu stoßen. Doch wie sie bereits zu Sintias gesagt hatte, es war alles ruhig und kein anderes Lebewesen kreuzte ihren Weg. Alles war dunkel und still, nur ihre hallenden Schritte und Atemzüge waren zu hören. Nur hier und da huschte ein Käfer über den kalten Stein. Ohne wirklich darauf zu achten, wohin sie ging, trugen ihre Füße sie weiter und weiter, mal links abbiegen, dann wieder nach rechts und schon ging es wieder eine kleine Treppe rauf oder runter. Es gab nur sehr wenige, dich sich den Weg merken konnten oder selbst mit einer Karte sich nicht verlaufen, doch Lysann hatte einen ungewöhnlich starken Orientierungssinn. Sie würde sich nicht verlaufen, darauf konnten die beiden sich verlassen.

Lysann ging so sicher, dass fast alle Zweifel seitens Sintias verschwanden. "Aber es ist schon eine ganze Weile her, dass du wieder hier warst...", bemerkte er und folgte weiterhin dem Licht des Steines in der Hand seiner Schwester. Die Kunst der Zwerge war hier unten deutlich zu spüren. Der Boden war glatt wie die Seiten in der Melsias-Schlucht und selbst die Treppen hatten keine Krümmung. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich hier unten vermutlich nichts verändert. Zwar altert Stein auch, aber Zwerge schaffen es immer wieder, dass niemand das bemerkte. Sintias begutachtete alles, machte sich Gedanken, was Deronor wohl gerade tat, immerhin musste er jetzt ziemlich viel übernehmen. Auch Lènor hatte einiges mehr zu tun, was ihm zusätzlich Sorgen bereitete, denn es wurde ihm schnell zu viel. Nicht, dass Sintias meinte, Lènor sei schwach, nein. Er will ihn nur immer vor allem in Acht nehmen, er war sozusagen sein Lieblingsbruder. Schon immer hatten die beiden einen besonders ausgeprägten Draht zueinander, vor allem wegen ihrer Vergangenheit. Lènor kam abends oft zu ihm ins Zimmer und hatte immer neue blaue Flecke, manchmal sogar gebrochene Knochen. Es war damals grausam, vor allem, da Sintias, so gern er es auch wollte, ihm einfach nicht helfen konnte. Das hatte große Folgen. Er war viel schwächer als andere Dämonen, konnte nicht fliegen und war auch sehr schmächtig und anfällig für Krankheiten. //Hoffentlich geht es ihm gut...//

Zwar hatte sich der Dämon einigermaßen beruhigt, dennoch staute sich noch einige Wut in seinem Körper. Immer wieder wollte er sich vor die Augen rufen, dass beide nur Geschwister waren. Aber dennoch. Ihre Aufmerksamkeit galt gerade ihrem Bruder. Nicht ihm. Fast wie ein kleines Kind benahm er sich, das fiel Anathial auch auf, dennoch wollte das Gefühl der Eifersucht ihn nicht gänzlich loslassen. Die Umgebung änderte sich immer mehr. Aus dem Groben wurden elegantere Züge deutlich, je weiter sie voran kamen. Alles wurde ebenmäßiger und obwohl es hier unten nur Stein gab, hatte man nicht das Gefühl, das dem so war.

Ohne sich umzudrehen setzte Lysann ihren Weg fort und bedachte seine Frage. Ja, es war wirklich lange her, aber sie konnte es einfach. "Zweifelst du etwas an meiner Orientierung?", fragte sie ihn. Er konnte sich wirklich auf sie verlassen, dass wusste er doch. Außerdem hätte sie die beiden niemals hierher geführt, wenn sie sich nicht sicher gewesen wäre, sie hier raus bringen zu können. Zwar gab es einige Quelle und dort dann auch Fische oder andere Tiere, doch bis man die gefunden hatte, konnte es manchmal dauern. Natürlich nur, wenn man den Weg dahin nicht kannte. Doch es gab noch etwas anderes, woran sie sich halten konnte. "Seht ihr diese kleinen Rillen?" Ihre Finger glitten die Wand entlang und zeichneten den Verlauf dieser nach. Sie blieb stehen. Für ein ungeübtes Auge sahen sie aus wie einfache Steinmaserungen oder Bruchlinien, sie jedoch erkannte ihre eigentliche Beschaffenheit. Sie hob den Finger mit dem Ring an und klopfte leicht auf die dunkle Ader vor sich. Schon nach wenige Sekunden begann diese zu flackern und ein helles, blaues Glühen breitete sich aus, zog weiter den Pfad durch den Stein entlang, sodass bald die gesamte Wand vor ihnen auf mehrere Meter hell leuchtete. "Sie bestehen aus dem gleichen Material wie der hier," erklärte sie und hielt den Stein hoch. "In Tabaîn, so hieß die Stadt, gibt es ein riesiges Exemplar von ihnen, welcher mit sämtlichen Adern verbunden ist. Je größer sie werden, desto näher kommen wir der Stadt." Sie drehte sich um und ging weiter. Nur kurz hatte sie einen Seitenblick zu Anathial geworfen, dann aber schnell wieder weggesehen. Irgendwie machte es sie nervös ihn so angespannt zu sehen, wobei sie jedoch auch erkannt hatte, dass er langsam ruhiger wurde. Etwa, weil sie befürchtete, er würde wieder so durchdrehen? Nun, sollte er dies tun, hatte er mehr als schlechte Karten, er war bedingungslos auf sie angewiesen, würde sich ohne sie in Sekundenschnelle verlaufen. Doch genug davon! Ihr Auge wanderte zu Seite und besah sich die Wände. Jetzt, wo sie langsam näher an die Wohn- und Arbeitsgebiete kamen, wurde auch ihre Umgebung schmuckvoller. Langsam und gleichmäßig hatte man begonnen mit kleinen Ornamenten und feinen Linien Muster auf die Wände zu schlagen, die immer größer wurden, bis man sie deutlich erkennen konnte. Mal waren es einfache Kreise, dann wieder Darstellungen von Tieren, Zwergen oder wichtigen Gebäuden, denen man durch die verschiedenen Tiefen einen dreidimensionalen Effekt verliehen hatte, der durch das blaue leuchten der Steine zusätzlich hervorgehoben wurde. Sie befanden sich jetzt also in dem Haupttunnel, der sie auf direktem Wege nach Tabaîn führte. Die Tunnel, die jetzt noch abgingen, brachten einen zu Vorratsräumen oder Gemeinschaftssälen, Bibliotheken oder Werkstätten. Auch wenn es sie in den Fingern juckte in jeden einzelnen Raum mal rein zusehen, riss sie sich zusammen und setzte ihren Gang fort. Später würde sie noch genügend Zeit dafür haben.

Abermals aus den Gedanken gerissen, sah Sintias nach vorne. "Nein, natürlich nicht..." //... Nicht ganz.//, meinte er und folgte dann ihrer Bewegung. Die Berührung ihres Ringes mit der Wand führte dazu, dass diese hell aufloderte und die Adern wie Feuer aufflammte, welches einer Spur Alkohol folgte. Fasziniert von dem Anblick sah er den hellen Markierungen zu, wie sie sich immer weiter verbreiteten. Erst jetzt fielen ihm die vielen Muster in der Wand auf. Ein paar Tiere, die selbst ihm unbekannt waren zeigten sich ab und zu zwischen Zwergen, Gebäuden und irgendwelchen Szenen von Festen, die dort überall mal wieder abgebildet waren. "Unglaublich." Sintias hatte schon immer gewusst, dass die Zwerge, was Baukunst anging bisher unübertroffen sind und wahrscheinlich auch in Zukunft bleiben werden, doch all das hier unten war auch ihm neu. "Das heißt, wir sind gleich da... Und von dort findest du den Weg nach Desanía?" Das waren blendende Neuigkeiten. Wenn das so ist, konnten sie bald weitere Probleme aus der Welt schaffen und endlich klären, was passiert war. Schon die ganze Zeit über hatte es ihn brennend interessiert, was passiert war, in der Hoffnung, Azrael einfach mal eben umzulegen, doch nur auf Wunsch von Lysann wartete er.

Das Flackern der hellen Linien spiegelte sich in seinen Augen wieder, doch schon bald interessierte ihn all das hier nicht mehr. Er bemerkte den kurzen Seitenblick von Lysann, sah sie dabei genau an, versuchte ihren Blick zu deuten, doch erfolglos. Bereits waren sie dabei an verschiedenen Abzweigungen vorbei zu gehen, doch Lysann navigierte sie zielsicher weiter und bog mal hier, dann wieder dort ab. Anscheinend wusste sie genau, wo sie sich gerade befanden.

Die Wände wurden schöner, die Decke immer höher und der Gang breiter. Alles Zeichen dafür, dass sie bald da waren. Und dann... Eigentlich wollte sie nicht direkt weiter, sonder noch etwas hier blieben. Nicht lange, dafür hatten sie nicht die Zeit, doch vielleicht ein paar Stunden oder sogar ein Tag. Es würde ihr wirklich viel bedeuten und sehr glücklich machen. Wenn sie da waren und eine kleine Pause einlegten, was sie auf jeden Fall brauchten, immerhin konnten sie nicht den gesamten Weg hindurch gehen ohne sich auszuruhen, würde sie die beiden fragen. Doch die Dämonin bezweifelte, dass die beiden groß nein sagen würden. Beziehungsweise hoffte es. Sie waren jetzt schon eine ganze Weile weitergegangen, bis vor ihnen eine große, eiserne Tür erschien, auf welche sie jetzt eilig zu ging. Sie bestand auf zwei großen Türflügeln, die teilweise aus Stein und auch Metall gefertigt war. In der Mitte befand sich ein kleines, kaum sichtbares Schloss, vor dem sie sich hinhockte, immerhin war es für Zwerge gebaut worden und zog ihren Ring vom Finger. Schlüssel waren Zwerge schon immer zu auffällig und unpraktisch. Und, wann man ehrlich war, auch etwas zu langweilig. Warum ein einfaches Stück Metall zu so etwas formen, wie es auch niedere Kreaturen wie Menschen taten, wenn man stattdessen etwas kreativ werden konnte. Also steckte sie das Schmuckstück in die Öffnung und drehte es dreimal in einem bestimmten Rhythmus, bis er kurz aufleuchtete und die Tore langsam wie von einer unsichtbaren Hand geführt aufgingen. Lysann fing den Ring geschickt auf und steckte ihn sich wieder an. Ohne das geringste Geräusch zu verursachen blieben sie nach einer Weile stehen und haben den Anblick auf eine große Stadt frei. Tabaîn! Lächelnd ging sie einige Schritte nach vorne. Sie befanden sich auf einem Vorsprung in der äußeren Mauer und hatten einen perfekten Blick auf die vor unter ihnen liegenden Häuser. Alles bestand aus Stein, nur hier und da sah man vereinzelte Säulen oder Stützpfeiler aus Silber aufblitzen. Die Stadt und die Häuser waren Kreisförmig angelegt und somit auch Rund gebaut. Die Wege durchzogen alles in perfekten Winkeln, sodass alles symmetrisch war. Jeder Zwergenstamm hatte seinen eigenen Stil, seine eigene Bauweise und dieser hier legte viel Wert auf Symmetrie und Perfektion. In der Mitte befand sich ein großer freier Platz, auf dem ein hohes Gebäude stand. Auf der oberen, also sichtbaren Ebene stand der große Tempel, der der Zwergengöttin Xamtys geweiht war, darunter führte eine Runde Steiltreppe zum Sitzt des Stammeskönigs. Vor ihrem inneren Auge konnte sie überall kleine Punkte erkennen, die hier lebenden Zwerge, die in den Straßen auf und ab gingen, auf dem Marktplatz ihren Einkäufen nachgingen, in den großen Schmieden das Metall bearbeiteten oder auf den umlegenden Feldern die Ernte aussäten und bestellten. Einige gingen zur Stadtmitte, um in dem Tempel zu beten oder mit dem Priester zu reden, einige um mit dem König zu reden. Das hallende Echo ihrer Stimmten und Rufe drang zu ihr, das Schlagen der Hämmer auf die Ambosse durchfuhr sie wie ein lauter Herzschlag. Doch alles war still, die Stadt lag verlassen dar. Schon vor mehreren Jahrzehnten hatten die letzten Einwohner ihre Sachen gepackt und ihre Heimat verlassen. Dies hatte mehrere Gründe gehabt, zum einen waren sie hier ein Stamm der Schmiede und Steinmetze, keine großen Krieger und die Soldaten ihres Vaters waren immer weiter in die Tunnel eingedrungen. Es war ihnen einfach zu gefährlich, irgendwann von seiner Armee überrascht zu werden. Außerdem waren die Silbervorkommen immer weiter zurückgegangen und somit hätten sie so oder so weiterziehen müssen, weshalb es keine zu traurige Tragödie gewesen war. So etwas passierte, damit hatte jeder gerechnet und es akzeptiert. Wenigstens hatten sie den Weg hinunter heil gelassen, nur ab und zu waren Löcher in der Treppe, die man jedoch leicht überspringen konnte. Da sie nicht ewig hier stehen konnten, machte Lysann wieder den Anfang und setzte ihren Fuß auf die Stufe. Kein knirschen oder ein anderes verräterisches Geräusch ertönte, sie konnten bedenkenlos ihren Weg hinunter gehen. Dabei dachte sie über Sintias Frage nach. Den genauen Weg kannte sie, wenn sie ehrlich war nicht, wusste aber, wo sie ungefähr hinmüssten. Zwar gab es wirklich einen direkten Weg, doch den hatte sie noch nie benutzt. Aber sie kannte die Himmelsrichtungen, die sie selbst hier unten ohne Sonne, Mond und Sterne beieinander behalten konnte. So etwas musste man einfach lernen, wenn man hier unten leben wollte. "Es kann allerdings auch sein, dass der Weg versperrt ist." Doch selbst dann mussten sie keine Angst davor haben, nie wieder hier rauszukommen. Man hatte mehrere Wege zur Sicherheit heil gelassen und es würde sich bestimmt eine Karte im Tempel finden lassen, an der sie sich ein Bild machen konnte. Leicht ihre Arme ausstreckeng balancierte sie einen Teil des Geländes entlang, was mit nur einem Auge überraschend schwer war, doch ihrer Kletterfähigkeiten hatte sie es zu verdanken, dass sie nicht schwankte und es unbeschadet herüberschaffte. Kurz sah sie nach unten auf den großen See. Schon von hier aus konnte sie viele kleine Schatten erkenne, die auf Fische wiesen. Verhungern werden sie auf keinen Fall und der See hier war aus Süßwasser, so hatten sie auch etwas zu trinken.

Die ganze Umgebung nahm eine neue Forum an. Waren sie unter der Erde? Es wirkte keinesfalls so, denn alles war hell, strahlte und sah weder dunkel, noch nass oder kalt aus. Das warme, helle Licht sorgte dafür, dass es hier unten wärmer aussah, als es in Wirklichkeit war, denn hier unten herrschten Minusgrade. Der Atem hing den drei Dämonen in Form von weißen Wölkchen vor den Mündern, welche bei jedem Ausatmen aufstiegen. Sintias bekam all das aber gar nicht richtig mit, es schob sich nur am Rand seinen Wahrnehmungsvermögens vorbei, denn seine Augen waren auf die Stadt hinter den Toren gerichtet, welche Lysann gerade geöffnet hatte. Das Licht beschien sie und ließ die hellen, runden Gebäude leicht erstrahlen, doch auch sah man ebenso, wie trostlos hier wirkte, wenn niemand mehr in einer solch prachtvollen Metropole unter der Erde wohnte. Überwältigt von dem Anblick bekam er erst einige Augenblicke später mit, was Lysann gesagt hatte, als Anathial schon das Wort erhob. "Es gibt aber bestimmt nicht nur einen Ausgang, oder?" Er ging ihr nun direkt nach, das Gelände hinab balancieren, wobei er nicht einmal auf den Boden sehen musste, um zu wissen, wohin er gehen musste, doch da Lysann ja auf der einen Seite nichts sehen konnte, war das ein großes Hindernis. Ihr Bruder folgte beiden leichtfüßig, wie ein Assassine eben sein musste, leiste auf den Beinen und still in der Luft... Fliegen könnten sie hierdurch zwar auch, aber erstens konnte Anathial es immer noch nicht wirklich und das letzte Mal war es ja eine Bruchlandung gewesen und zweitens waren alle bis auf Sintias ziemlich mitgenommen. Seit Tagen hatten sie nichts mehr gesgessen und für ein Bad und viel Schlaf würde der blauhaarige Dämon jetzt bereits so einiges tun. Lysann ging geradewegs auf einen See zu, der direkt vor ihrer Nase lag und Anathial erhoffte sich wenigstens eine Erfrischung daraus.

Sintias hielt Azrael am Arm fest, zog ihn leicht zu sich nach hinten und sah ihn mit einem auffordernden Gesichtsausdruck, dass der Illusionist sich zurückfallen lassen sollte. Er wollte mit dem Begleiter seiner Schwester reden, wollte mehr Informationen haben, um zu wissen, was alles vorgefallen war, denn er hatte keine Ahnung, wie lange es noch dauern würde, bis sie wieder in Desanía angelangten. Der Blonde wusste, dass seine Schwester ein gutes Gehör hatte, denn schon oft genug musste er erleben, dass sie etwas mitbekam, was andere nicht taten, da ihr das Talent zum Spüren von Auren fehlte. Azrael verstand und blieb stumm, sodass er Sintias gleichzeitig den Eindruck vermittelte gar nicht reden zu wollen, was der Blauhaarige auch eigentlich beabsichtigte. Doch Sintias würde schon an seine Antworten kommen, immerhin würde der Dämon dem anderen nicht so schnell verzeihen. Nachdem sie weit genug weg waren, um von Lysann gehört zu werden, raunte Sintias Azrael zu, dass dieser gleich mit ihm etwas zu Essen besorgen sollte, immerhin schien hier keine Gefahr zu lauern und Lysann kannte sich hier unten eh am Besten auf und würde auch alleine zurecht kommen, selbst wenn ihr Bruder sie gerade jetzt ungern alleine lassen wollte. Doch besser, als mit diesem Kerl an ihrer Seite, wer weiß, was dann noch passiert. Auch darüber wollte er noch einmal ausgiebig mit dem anderen Dämonen diskutieren, schließlich hatte er vorher sein vollstes Vertrauen gehabt und es nun so missbraucht. Was in ihn gefahren war, konnte er nicht erklären, dass wusste er, doch an ein Detail müsste sich selbst Azrael erinnern.

Widerrede war zwecklos, soviel stand fest, als Anathial nickte, um Sintias zuzustimmen. Der Dämon wollte zwar unbedingt noch einmal alleine mit Lysann reden, doch wenn Sintias ihn nicht ließ... bitte sehr, sollte er doch tun, was er wollte. Sie hielten immer noch einen größeren Abstand zu Lysann, doch Anathial fand allein das schon ziemlich überflüssig. Sintias hatte schon seine Gründe, immerhin wusste er, dass der starrköpfige Dämon, genannt Azrael, nicht mit zum Jagen gegangen wären, wenn er ihn aufgefordert hätte und alleine hätte gehen müssen, was natürlich widerum dazu führen würde, Anathial allein mit Lysann zu lassen. Mistkerl! Ihn jetzt abzuservieren wäre weder unauffällig, noch würde Lysann ihn bei sich behalten wollen, wenn sie bemerkte, dass beide sich noch immer gegenseitig fertig machen wollten.

Völlig von der Stadt und dem Gefühl der Heimkehr eingenommen bekam Lysann erst nach einer Weile mit, dass sich Sintias und Anathial immer weiter von ihr entfernten. Nur schwach konnte sie hören, dass ihr Bruder etwas von "jagen" murmelte. Er wollte also auch noch mal mit ihm reden und damit seine Antworten nicht von ihr beeinflusst werden können, nahm er ihn mit sich. Kurz war sie drauf und dran einfach heimlich in ihrer Nähe zu bleiben und zu lauschen, was bei ihrem Gehör kein großes Problem darstellte und es hier in einigen Ecken ziemlich hallte. Doch dann verwarf sie diesen Gedanken wieder. So wie Sintias, als auch Anathial hatte ein gutes Auragespür, sie würden es also schnell mitbekommen. Außerdem hatte sie dies komische Gefühl, dass sie Anathial vertrauen konnte. Naja, zumindest, dass er ihm nicht alles erzählen würde. //Aber nicht für dich...// klang wieder diese böse Stimme in ihr. Genau... nicht für sie. Wenn Sintias erfuhr, was ihr alles passiert war und zu welchen Dingen es hätte kommen können, würde er sofort Anathial dafür verantwortlich machen, da dieser sie ja hätte zurückbringen sollen. Und wenn man von dem ganzen Ausmaß ausging, würde es verdammt schlecht für den Dämon aussehen. Also beließ sie es dabei, rief ein kurzes: "Ich sehe mich nach Sachen für eine Unterkunft um." und ging weiter. Ihre Füße trugen sie wie von selbst durch die Straßen und Häuser, bis sie schließlich vor einem stehen blieb. Noch immer konnte man den weißen Anstrich auf dem Stein erkennen, der leider schon etwas abgebröckelt war, das sie keine so gute Farbe verwendet hatte. Sie selbst hatte die Muster damals mit einigen anderen Kindern an die Wand gezeichnet und zur Strafe zwei Monate im Tempel putzen müssen. Und diese Wand gehörte zu einem ganz bestimmten Haus, ihrem Haus. Es hatte den beiden älteren Zwergen gehört, die Lysann damals bei sich aufgenommen hatten. Sie trat näher und drückte leicht gegen das dunkle Holz der Tür. Sofort schwang diese auf, natürlich, als sie damals alles verlassen hatten, hatten sie ja auch nicht abgeschlossen. Also ging sie kurzerhand hinein und sah sich um. Obwohl alles leer stand konnte sie immer noch die Möbel und Blumen sehen, die ihre Ziehmutter so sorgfältig ausgesucht hatte. Die Treppe nach oben nehmend dachte sie an ihre ersten Tage hier und merkte, dass es sie glücklich machte. Sich an seine Vergangenheit zu erinnern war ja doch nicht immer furchtbar. Es gab auch schöne Momente, man musste nur eine Weile nach ihnen suchen.

Nachdem Lysann angekündigt hatte, eine Zeit lang in de Nähe der Häuser zu verweilen, beschloss Sintias, so schnell wie möglich etwas zu Essen zu besorgen und ging gemeinsam mit dem noch immer schweigendem Azrael weiter hinunter zu dem See, in welchem sich nur zu viele große Fische tummelten. Als sie gemeinsam elf Fische fingen, wobei Anathial nach jedem Fang mit seinem Draht noch einmal sicher ging, dass diese tot waren, indem er ihren Kopf auf den Steinboden schlug, nahmen sie die Innereien mithilfe von Dolchen heraus und banden sie wieder mit dem Draht von Azrael zusammen, damit sie diese transportieren konnten. Während der ganzen Zeit fragte Sintias alle mögliche aus, was vorgefallen war, doch Anathial gab immer wieder ausweichende oder halbe Antworten, daran bedacht, Sintias nicht die Genugtuung zu schenken, alles zu wissen, was er wollte. Er selbst hatte seiner Schwester doch versprochen, zu warten, bis wieder alle dort sind, damit sie selbst es nur einmal erzählen musste. Misstraute er ihr? Warum fragte er gerade ihn? Anathial hätte ihm schnell etwas Falsches unter die Nase binden können, doch Sintias hatte bestimmt seine eigenen Methoden. Was in seinem Kopf bloß vorgehen mochte. Dennoch kehrten sie schon bald mit der Beute zurück. Lysann war leicht an ihrer Aura ausfindig zu machen und sie gingen in ein Haus hinein, in welchem sie sich gerade befand. "Sollen wir hier bleiben, Lys?", fragte Sintias, als ob nichts gewesen wäre und sah sich die Inneneinrichtung kurz an. Anathial ging wortlos mit den Fischen in die Küche, um diese vorzubereiten. Er hatte Lysann nur einen kurzen Blick zugeworfen, in dem er sich gefragt hatte, ob er es hätte erzählen dürfte. Sintias war kein bisschen zufrieden mit seinen Antworten gewesen, aber was soll's? Er wusste nicht wirklich viel mehr als vorher und Anathial hatte sich Streit mit Lysann erspart, der eigentlich eh nicht aufkommen konnte, da Sintias beide ständig im Auge behielt.

Nachdem sie sich noch einmal gründlich in den alten Räumen umgesehen hatte, ging sie wieder nach unten, wo die beiden Dämonen auf sie warteten. Automatisch glitt ihr Blick zu Anathial. Was hatte er ihm gesagt? Sintias sah sie aus einem zwar leicht genervten doch normalen Gesicht an, weshalb sie davon ausging, dass er den größten Teil verschwiegen hatte. Ob er es jetzt für sie oder für seine eigenen Interessen getan hatte. war ihr etwas unklar und sie wollte eigentlich auch gar nicht wirklich daran denken. Es zog sie nur unnötig runter und dass wollte sie hier nicht. Also wandte sie sich wieder an Sintias, versuchte den blauhaarigen Dämon soweit erst mal etwas zu ignorieren. "Es gehört mit zu den größten Häusern und es ist noch viel von den alten Sachen übrig, also ja," antwortete sie auf seine Frage. Tatsächlich befanden sich noch die eingebauten Schränke, Tische, Stühle und Betten in bester Qualität vor und selbst in der Küche hatte sie noch etwas Besteck und einige Kochutensilien gefunden. Genügend Zimmer gab es auch, sodass sie sich nicht auf die Pelle rücken konnten und sie etwas Zeit für sich hatte. Das Badezimmer funktionierte leider zwar nicht mehr, aber der See war ja nicht allzu weit, weshalb sie sich dort etwas holen konnte. Wie zum Beispiel auch die Fische, die sie durch die Wandöffnung auf der Anrichte sehen konnte. Anathial stand nun daneben und bereitete ihre Essen vor. Erst jetzt viel ihr mit einem Schlag auf, dass sie schon seit Tagen keinen Bissen mehr zu sich genommen hatte und sie doch schon ziemlichen Hunger hatte. Zudem kam das leichte Gefühl der Schwäche, dass dies mit sich bringen konnte, weshalb sie sich auf einen der Stühle niederließ. "Wart ihr nur am See oder habt ihr euch schon mal die Stadt angesehen," fragte sie wieder mehr ihren Bruder als Anathial und beließ ihren Blick auch auf diesem.

Sich abermals etwas neugierig umsehend, nickte Sintias ab und setzte sich auf einen Stuhl, der wirklich in guter Verfassung war. "In Ordnung, wir müssen uns eh eine Weile erholen, da ist es gut, wenn wir es gemütlich haben.", meinte der Blonde und fuhr mit seinen Fingerkuppen die Maserung in dem Steintisch nach, welcher hier schon seit Jahrhunderten stehen musste. Nach einiger Zeit sah er wieder auf zu Lysann und musste feststellen, dass diese Azrael zu ignorieren schien, was seine Laune irgendwie steigerte. "Nun ja." Er zuckte mit den Achseln und lächelte ein wenig. "Ich dachte mir, dass wir noch genug Zeit haben, wenn wir uns ausgeruht haben, deswegen waren wir nur am See. Die Stadt ist außerdem ziemlich groß und ich wollte eigentlich so schnell wie möglich zurück nach Hause. In Desanìa wartet Deronor vermutlich schon." Bei dem Gedanken huschte sein Blick kurz zu Azrael, der die Fische fertig gewürzt hat, nachdem er die Schuppen und Flössen, sowie auch den Kopf entfernt hatte. Dieser würde garantiert mehr als nur Ärger bekommen, Deronor würde ausrasten, eigentlich konnte Azrael sich schon froh schätzen, dass Sintias nach Düsterwald gekommen ist, um beide zu holen. Wäre Deronor statt seiner da gewesen, wäre von dem blauhaarigen Dämon vermutlich nur noch ein zerfleischter Kadaver übrig gewesen. Schnell lenkte Sintias sich wieder ab, indem er sich an Lysann wendete. "Wolltest du dir die Stadt denn noch eine Weile ansehen? Immerhin warst du ja schon lange nicht mehr hier und es bietet sich nicht oft an, hierher zu kommen." Ja, Sintias war ungeduldig und wollte nach Hause, dennoch konnte er es sich nicht nehmen lassen, seiner Schwester eine Freude zu bereiten, indem sie sich einfach noch einmal die Stadt ansehen durfte, in welcher sie damals aufgewachsen war.

Als ihr Bruder Deronor erwähnte, musste die Dämonin leicht schlucken. Ja, Deronor konnte, wenn es um sie ging, wirklich sehr schnell durchdrehen. //Wenn er Anathial in die Finger bekommt...// Er würde ihn garantiert auch für alles verantwortlich machen und ihn auch dementsprechend bestrafen... //Nicht daran denken, du wolltest ihn ignorieren.// Wobei ihr die Frage ihres Bruders gerade ganz recht kam. "Naja..", begann sie. Natürlich hatte sie Lust, sehr sogar. Es würde sie ungemein glücklich machen. Doch sie konnte selbstverständlich verstehen, wenn die beiden endlich weiter wollten. Und es bot sich wirklich nicht oft an, dass sie hier her konnte, im Grunde eigentlich gar nicht. "Ich würde schon gerne.... sehr sogar. Aber ich kann verstehen, dass wir weiter müssen."

Lächelnd schüttelte Sintias den Kopf. "Nein, sieh dich ruhig um und erinnere dich ein wenig an die Zeit hier..." Es tat ihr bestimmt gut, Erinnerungen wieder aufzufrischen, denn es war ja schon eine ganze Zeit her, dass sie hier war und wenn sich so schnell keine Möglichkeit anbieten würde, dann konnte sie diese doch jetzt nutzen. Vielleicht brauchte sie auch einige Zeit für sich alleine, obwohl es ihm lieber wäre, wenn er die Zeit über bei ihr sein konnte, um sie begleiten, falls etwas passierte. Aber genauso gut konnte Sintias sich vorstellen, dass Lysann es ablehnte, um für sich zu sein. Verständlich, immerhin war es Lysann~
Anathial stellte eine Platte mit gebratenen Fischen vor ihnen ab und ging erneut in die Küche, um Teller zu holen. Glück gehabt, denn es waren genug da, allerdings gab es kein Besteck. Egal, Fisch aß sich sowieso leichter mit den Händen. Als er sich wieder setzte, nachdem jeweils ein Teller vor jedem von ihnen stand, murmelte er "Guten Appetit." und nahm sich den ersten. Sintias erwiderte e und ließ es sich nicht zwei Mal sagen, sondern griff sofort zu.

Anathial stellte den Fisch vor sie und sofort stieg der leckere Geruch von diesem in ihre Nase. Dennoch hielt sie sich zurück, als auch sie sich etwas nahm und hineinbiss. Es schmeckte vorzüglich, dass musste sie dem Dämon nun wirklich lassen. Seine Kochkünste ließen nicht zu wünschen übrig. Dies und die Tatsache, dass sie von Sintias das OK für einen verlängerten Aufenthalt bekommen hatte, steigerte ihre Laune zusätzlich. "Ich brauche aber nicht lange. Morgen Abend könnten wir weiter." Dies wäre zwar die letzte Stadt die sie antreffen würden, doch lange sollte es nicht mehr dauern und sie wusste wo die natürlichen Quellen lagen.

Das Gericht schmeckte gut und deckte erst einmal den Appetit des hungrigen Magens von Anathial. Er hörte dem Gespräch zu, aß aber uninteressiert daran weiter. Morgen Abend ging es also erst weiter? Sehr gut, dann konnte er genügend Schlaf nachholen und seine Wunden würden besser regenerieren. Der Schlafmangel hatte ihm zusätzlich schlechte Laune bereitet, doch von der Verletzung, die Sintias ihm zugefügt hatte, war kaum noch etwas übrig. Jedenfalls nicht nach außen hin.
Sintias nickte, bis dahin würden sie schon noch Zeit haben. Außerdem war eine längere Rast wirklich nicht schlecht, sie mussten sich alle erholen.
Nachdem jeder aufgegessen hatte und nur noch Gräten von den Fischen über geblieben sind, erhob Anathial sich erneut und nahm alles mit in die Küche, wo er es achtlos liegen ließ, um sich dann in dem Haus ein Zimmer zu suchen, wo er sich ausschlafen konnte.
Sintias verfolgte den Dämon mit den Augen, beließ es aber dann dabei und blieb vorübergehend noch eine Weile sitzen.

Dumpf konnte sie seine Schritte auf dem Stein hören, drehte sich aber nicht weiter zu ihm um. Wollte es nicht, wollte nicht wieder in seine tiefen Augen sehen und sich darin gefangen zu fühlen. Deshalb war sie auch recht froh und setzt sich etwas entspannter hin. Nun konnte sie sich auch besser mit Sintias unterhalten. "Wie geht es den anderen?" Bestimmt machten sie sich ebenfalls große Sorgen um sie. Kein Wunder, wäre einer der drei einfach so verschwunden, dann hätte sie auch den Kopf nicht mal ansatzweise frei. Vor allem der Älteste von ihnen reagierte besonders empfindlich bei dem Thema.

Mit erschöpft gesenkten Schultern suchte Anathial ein Zimmer mit einem Bett, um sich hinzulegen. Kurz strich der Dämon sich mit der einen Hand über den steifen Nacken und drehte leicht den Kopf. Er dachte an Lysann, wollte wissen, was sie jetzt noch in ihm sah, ob sie es überhaupt noch aushalten konnte, in seiner Nähe zu sein, ohne Angst davor zu haben, er könne sie wieder angreifen, oder vielleicht sogar Ekel vor seinen Berührungen, da sie diese mit denen der Männer aus ihrer Vergangenheit gleichsetzte. Seufzend öffnete er den ersten Vorhang. Nein, im Waschraum wollte er ausnahmsweise nicht nächtigen. Eine Badewanne konnte zwar bequem sein, doch nur mit heißem Wasser gefüllt und hier gab es gerade mal eine Dusche. Den Vorhang achtlos wieder loslassend, ging er zum nächsten Raum und dort war ein großes Bett vorzufinden. Es sah nicht mehr ganz so neu aus, immerhin stand es hier vermutlich schon ein Weilchen herum. Bestimmt war es gut benutzt, doch er machte sich erst einmal nicht die Sorgen, was dort alles gemacht wurde, denn es sah für Dämonen recht normal groß aus, weshalb er davon ausging, dass kein Zwergenpaar dort geschlafen hat, da es für diese Wesen schon wieder zu groß war. Entweder sollte es als ein Gästebett dienen – vielmehr wohl hatte – oder hier wohnte ein anderes Wesen. Jedoch alleine, denn für mehr Personen war dort kein Platz. Mit leichten Schritten betrat er den Raum, warf den Vorhang hinter sich zu, welcher leise raschelte und knöpfte sein Hemd auf, um es abzulegen. Seine Wunde war gut verheilt aus, dennoch zeichnete sich darum noch ein dunkelblauer Rand unter der Haut, ungefähr so groß wie seine gespreizte Hand. Es fühlte sich so wie eine Prellung an, er hoffte, dass die Knochen bereits wieder zusammengewachsen sind, ansonsten hätte er ein kleines Problem. Sein Oberteil wanderte auf die Lehne eines Stuhles, die Schuhe wurden achtlos ausgezogen und weitere Kleidungsstücke, die das Schlafen unbequem machten, folgten. Danach legte er sich auf die Matratze, welche noch erstaunlich weich war und zog die Decke über seine Taille, drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Noch im Einschlafen nahm er sich vor, mit Lysann zu reden, möglichst schnell.

Sintias und Lysann saßen nun allein da und er schilderte ihr auf ihren Wunsch hin die Lage. "Naja, wie es Lènor geht, weiß ich leider nicht... Deronor wollte sich derweil um alles kümmern, aber du weißt ja, es ist Deronor. Mehira und Lluvia sind gerade bei mir, das heißt also, die Arbeit wird ziemlich lange liegen bleiben. Apropos Arbeit... Wo bleibt Fenris eigentlich? Er ist dir doch nachgeflogen." Sofort nachdem er heraus gefunden hatte, was Lysann vorhatte zu tun, ist er aufgebrochen. Doch seit sie mit Sintias zusammen waren, blieb von einem Fenris nirgends eine Spur.

(So, fertig~)

(Er denkt die ganze Zeit an sie und liegt sogar in ihrem Bett.. Da MUSS er doch von ihr träumen~)

Lysann zog eine Augenbraue hoch. Er wusste nicht, wie es ihm ging? Das war ungewöhnlich, die beiden hockten fast ständig zusammen, wenn sie sich alle trafen. Oder sie redeten über ihre Tesserra-Steine miteinander. Genau so wie sie mit Deronor, fiel ihr gerade auf. Aber sie war neidisch oder so etwas in der Art. Sie verstand Lènors Lage. Generell waren sich die beiden Familienjüngsten sehr ähnlich. "Als ich ausgezogen bin, hatte er ein paar Probleme..." Doch es war vielleicht der falsche Zeitpunkt, um über Lènors schlechten Zustand zu sprechen. Sintias war wegen dieser momentanen Lage eh schon aufgeführt genug, da wollte sie nicht weiter an seinen Nerven zerren. Außerdem... "Ich weiß nicht wie es ihm geht oder wo er ist...", murmelte sie leise und strich mit ihren Fingern die Maserungen im Stein nach, sah nicht auf. In Chronos waren sie getrennt worden und seit seiner Nachricht über Rahel war nichts mehr von ihm gekommen. Was war nur los mit ihm? Das war doch sonst nicht seine Art! Wenn sie ehrlich war, hatte sie eine scheiß Angst um ihn. Schon spürte sie eine große Trauer und Panik in sich aufsteigen und sie biss sich fest auf die Unterlippe, bis es schmerzte. Nicht daran denken, nicht daran denken, nicht... Es geht ihm bestimmt gut! Er kann sich verteidigen, er liegt nicht irgendwo schwer verletzt am Boden, die Stelle um ihn getränkt von seinem Blut... //Wenn er überhaupt noch am Leben ist...// NEIN! Eilig schüttelte sie den Kopf. Ablenken, das stand jetzt an erster Stelle, einfach nur ablenken! "Mehira und Lluvia sind also auch da? War die Kleine auch lieb, leben deine Möbeln noch?", fragte sie lächelnd. und setzte vorerst wieder ihre gewohnte Maske auf. Sie hatte sich zwar vorgenommen es anders zu machen, wenn sie wieder da war, aber die Situation war einfach zu erdrückend, zu viel auf einmal prasselte auf sie nieder. Vielleicht lag ein leicht bittender und flehender Hauch in ihrem Blick, dass er nicht weiter bohrte und auf ihren Themenwechsel einging.

(So, bin dann auch mal fertig ;D )

(So, ich versuche einfach mal zu posten. Ist schon viel zu lange her... Ich war wohl ziemlich faul in letzter Zeit~)

Nicht, dass er sich Mühe gab, sie zu analysieren, es war nur all zu verständlich, dass Lysann das Thema wechseln wollte. Ein paar Mal blinzelte der Dämon, als sie ihren Kopf schüttelte, als wolle sie von ihren Gedanken los kommen. Sie wusste nicht, wie es ihrem besten Freund ging, was er tat und hatte eigentlich gar keine Ahnung, ob er überhaupt noch lebte. Da war es also klar, dass sie auf ein anderes Thema zu sprechen kam. Mit einem leichten Räuspern senkte Sintias den Blick, um den Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht mehr sehen zu müssen. Flehend, verletzlich und dann wieder so, wie Lysann sie alle so oft ansah. Mit diesem Ausdruck, der unbeschreiblich war, aber jeder hatte gemerkt, dass sie damit immer etwas begrub, etwas verheimlichte, etwas nicht durchdringen lassen wollte... Aber keiner ihrer Brüder hatte etwas erwähnt oder sie jemals darauf angesprochen, zu besorgt waren sie gewesen, was passieren würde, wenn Lysann die Maske fallen ließe.
"Nun, ich bin schon einige Tage weg und ich wette, dass Lluvia mehr an den Süßigkeiten interessiert ist, als daran, auf Mehira aufzupassen..." Oh ja, Lluvia war eine Naschkatze und zwar die größte, die Sintias je getroffen hatte. Obwohl - Groß stimmte nicht ganz, dafür war sie zu klein. Aber irgendetwas musste mit ihrem Stoffwechsel nicht stimmen, denn sie blieb immer schlank... Und Mehria... Die kleine Drachendame hatte vermutlich etwas gegen Sintias Möbel oder fand diese nur allzu gut. Eines von beiden musste es sein, denn der kleine Wildfang fuhr wirklich darauf ab, die Einrichtung zu restaurieren...
Mit einem gespielt leidendem Gesichtsausdruck seufzte Sintias auf. "Ich wette ich darf die Inneneinrichter schon einmal neu beauftragen... Du solltest ihr wirklich bessere Manieren beibringen, Lys." Leicht lächelte er sie an. "Ich will nicht wissen, wie viel Kosten ich allein in Möbel gesteckt habe, die durch Drachenkrallen zerfetzt wurden." Nach einem kurzen Schmunzeln lehnte er sich zurück. Die Müdigkeit der letzten Tage holte ihn wieder ein und da Anathial eh gerade schlief, wäre es jetzt auch Zeit für ihn einmal eine Pause einzulegen. "Allerdings sollten wir uns etwas ausruhen..." Da erinnerte Sintias sich wieder an Lysanns Bitte und im Aufstehen sah er sie noch einmal fragend an. "Da hier unten ja nichts weiter ist... Du wolltest dir Tabaîn doch noch einmal ansehen... Vielleicht möchtest du es jetzt tun? Immerhin wollen wir so schnell wie möglich weiter." Es würde Lysann vor allem gut tun, noch einmal alleine ihren Heimatort zu durchstreifen. Immerhin wuchs sie hier auf und garantiert hängten an einigen Ecken besondere Erinnerungen, die er ihr nicht nehmen wollte, indem er drängte, weiter zugehen. Wenn man allein war, blühten schöne Dinge der Vergangenheit vor allem intensiver auf und nach all dem, was sie durchmachen musste, war es bestimmt etwas Gutes.

(So~ Endlich fertig! Und wir kommen wieder ein Stückchen weiter, bitte schön!
P.S.: Ich liebe es, wie er mit dem ollen Pocky tanzt! >_<")

Bei Sintias Worten musste Lysann unwillkürlich auflachen. Und zwar ehrlich. Er hatte wirklich recht, die Kleine war in der Tat sehr zerstörerisch. Kaum sah man weg und passte nicht auf, schon hatte sie ihre Krallen in den erstbesten Stuhl getrieben. Wobei, aus irgendeinem Grund tat sie dies nur bei Sintias, die Möbel von Lènor und Deronor ließ die komplett in Ruhe. "Sie scheint wohl ein persönliches Problem mit dir zu haben..." Wobei ihr beim besten Willen nicht einfiel, was da denn vorgefallen sein könnte, geschweige denn, was sie tun könnte. Dass mussten die beiden dann unter sich ausmachen. Doch er hatte Recht, so konnte es nicht weitergehen, weshalb sie sich gleich vornahm, sie, wenn sie wieder da war, zu bestrafen. Ihr war zwar klar, dass es nicht besonders schwer ausfiel, da sie jedes Mal, wenn sie laut wurde, sofort von diesen unglaublich süßen Rubinaugen gebremst wurde, die sie so entschuldigend und mitleidsuchend hochsahen. Dennoch, einem kleinen Kind musste man auf die Finger klopfen, wenn es etwas Böses tat, das war bei Drachen nicht anders. "Wir werden ja bald sehen, wie es bei dir Zuhause aussieht. Und natürlich werde ich für den Schaden einstehen." Nicht umsonst hieß es "Eltern haften für ihre Kinder". Sintias stand auf und Lysann tat es ihm nach. Es war sehr spät und sie war eigentlich auch etwas müde, doch ihre Zeit war zu kostbar und sie wollte den Moment hier nicht mit Schlaf vergeuden. Und die Müdigkeit war noch gut auszuhalten, also... "Ja, jetzt wäre es eigentlich nicht schlecht~" Er könnte sich dann noch einmal in Ruhe hinlegen und Kraft tanken.